Gespräch mit Franz Groll
Unser Gesprächspartner in der heutigen Sendung ist Franz Groll, ein Kenner Haitis und seiner Probleme. Franz Groll arbeitete als Manager bei IBM und rund 25 Jahre als Ingenieur für Computerhardware.
Zwischen 1994 und 1999 haben Franz Groll und seine Frau Marie-Josée eine grosse Aufgabe übernommen: für die Diozese Jérémie in Haiti ein Berufsbildungzentrum aufzubauen und zu leiten. Zusätzlich gründeten die beiden zwei Montessorischulen. Für seinen Einsatz in der Entwicklungshilfe auf Haiti erhielt Franz Groll das Bundesverdienstkreuz.
Das Erdbeben vom Januar 2010 hat die Lebensplanung von Franz und Marie-Josée Groll kräftig durcheinander gewirbelt. Dieser Schicksalsschlag eines ohnehin geschundenen Volkes konnte sie nicht gleichgültig lassen. Einen Monat nach dem Beben flog Franz Groll wieder nach Haiti.
Franz Groll:
"Der Brotfruchtbaum gibt seine Früchte das ganze Jahr. Jam, Maniok gibt es das ganze Jahr. Es gibt praktisch fast alles das ganze Jahr.
Nur Mangos gibt es nicht ganze Jahr, und Avocado nicht. Das heißt es, man musste es überhaupt nicht planen. Wir haben eine ganz andere Vergangenheit. Da wächst im Winter nichts. Man muss also im Sommer planen und vorsorgen für das nächste halbe Jahr. Das war in Haiti nicht notwendig. Man hatte immer alles im Überfluss. Und jetzt in den letzten 50 - 60 Jahren ist es eben langsam anders geworden.
Einmal durch die steigende Bevölkerungszahl. Aus 3 Millionen vor 1950 sind mittlerweile 9 Millionen geworden. Und das Land, es muss immer mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Auch die steilsten Hänge und gerade an den steilsten Hängen regnet es am meisten... Die Erde wird runtergewaschen. Man muss mal mit dem Flugzeug an einem Regentag über Haiti fliegen, bzw. an der Küste entlang. Da sind überall riesige Pilze im Meer braunen Wassers. Alles Erde, die von den Bergen herunter kommt wegen der Erosion. Und es wird von Jahr zu Jahr, oder zumindest von Jahrzehnt zu Jahrzehnt merklich schlechter. Die Böden haben eine immer geringere Produktivität, weil eben immer weniger Humus oder überhaupt Erde da ist. Die Haitianer nennen es "die Erde zeigt ihre Knochen", weil die Felsen heraus kommen. Die Erde nicht mehr da ist. Das heißt, eigentlich müsste man diese Steilhänge alle terrassieren."
Im Herbst 2011 soll der Unterricht aufgenommen werden. Geneviève Reuffurth vom AK "Eine Welt" berichtet über den Stand des Projekts in Léogâne.
Ende März sah es so aus:
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